Ist das noch eine Apotheke?

17. Juni 2019

Wie sieht die Apotheke im Jahr 2030 aus? Ich begebe mich in die Zukunft. Es werden nicht mehr nur Menschen in die Apotheke gehen, die erkältet sind und dringend Arznei brauchen. Das war einmal. Vieles wird sich dementsprechend ändern.

Kunden mussten damals zum HV-Tresen gehen, um sich Arznei zu kaufen. Am HV-Tresen wartete bereits der Apotheker mit dem bekannten weißen Apothekerkittel. Dann reihte man sich brav als Kunde in eine Schlange ein. Innovative Apotheken hatten damals noch irgendwelche digitale Screens oder Bildschirme platziert, um die Kunden mit Spots von Pharmaunternehmen zu langweilen. Oder mit klassischen Werbemethoden wie Angeboten, Wettervorhersagen oder News. Dann am HV-Tresen angekommen bekam man oftmals nicht mal mehr eine anständige Beratung. Manchmal noch eine Zusatzempfehlung für ein weiteres Produkt. Insgesamt lief früher  alles sehr sachlich, aber oftmals ohne wirkliche Freude ab.

Ein Blick in 2030 - die Apotheke als Lotse im Gesundheitswesen

Doch das ist in 2030 vorbei. Die Apotheke hat sich weiterentwickelt. Ein Ort der Wohlfühlzone, in der sich Menschen treffen, um eine kompetente Beratung zu spezifischen Themen zu bekommen. Natürlich auch, um die dringende Arznei zu kaufen. Aber es ist lockerer und moderner geworden. Die Menschen schätzen die Expertise der Apotheker und sehen diesen Heilberuf nicht mehr nur als Lobbyist der Pharmaunternehmen an. Die Menschen sprechen auch nicht mehr von der einen Apotheke, da sich Apotheken zu Marken entwickelt haben. Apotheken bieten auf einmal Services wie Lesungen oder Beratungsecken an. Kunden fühlen sich wohl. Es ist ein Leben da. Das Apotheken-Logo ist verschwunden und Apotheken besitzen eigene Logos und ein umfassendes Corporate Identity.

Die Apotheke spezialisiert sich auf Themen in 2030, um sich so klar vom Wettbewerb zu differenzieren. Es wird Apotheken zu Diabetes, Reisemedizin, Kosmetik oder Ernährung geben. Diese Apotheken entwickeln eigene Produkte wie beispielsweise Kosmetiklinien oder Nahrungsergänzungsmittel, die sie in Beratungsgesprächen oder in einem lockeren Austausch an der Bar bei einem Smoothie empfehlen. Es ist nicht mehr nur der Mittelpunkt auf Arzneimittel, sondern neuartige Services werden angeboten.

Wieso bietet eine Kaffeebar Salate, Mittagstische uns Smoothies an und eine Apotheke nicht? In 2030 wird sich das ändern. Morgens gibt es einen Kaffee und gesunde Kleinigkeiten wie Pumpernickel oder Dinkel-Vollkornbrot zum Mitnehmen. Berufstätige, die auf ausgewogene und gesunde Ernährung achten, nehmen dieses Angebot auf dem Weg zur Arbeit dankend an. Zum Mittag gibt es ausgewogene Gerichte sowie Salate, welche mit Ernährungsrezepten zur Mitnahme angeboten werden. Auch auf Social Media werden diese leckeren Rezepte veröffentlicht. Auf einmal steht auch Content für die Apotheke auf der Liste, um Kunden die Stärken auch im Internet zu zeigen. Zusätzlich zu den Mittagsgerichten werden Smoothies an heißen Tagen angeboten. Auch die Begleitung bei einer Ernährungsumstellung oder Diäten bietet die Apotheke an. Das ist in 2030 bereits Standard. Die Apotheke ist ein Vermittler, sozusagen ein Lotse im Gesundheitswesen. Und das nicht nur für Klinike und Ärzte, sondern auch für Physiotherapeuten oder Fitness-Experten. Begleitend werden diese neuartigen Services mit abendlichen Vorlesungen und Weiterbildungen zu speziellen Themen wie Ernährung, Haut und Kosmetik. Solche Services lassen sich die Apotheken in 2030 einfallen, um den Ort zu einer Begegnung zu machen. 

Sitzecken, Sofas und Bars für Smoothies charakterisieren die Apotheke der Zukunft

Mit diesen Maßnahmen ist die Apotheke in 2030 ein Ort der gesundheitlichen Begegnung, erste Anlaufstelle in Sachen Gesundheit und kann durch Kompetenz überzeugen. Und genau das kann kein Amazon, Apple oder DocMorris. Dieses Wissen wird mit zahlreichen Services ergänzt und die lokale Apotheke dient als Ort der Begegnung. Intelligent werden Trends wie Food anhand von Smoothies aufgegriffen, um den stationären Besuch zu fördern. Natürlich steht der Verkauf der Arznei weiterhin im Vordergrund, jedoch wird die Abgabe der Arznei mit Therapiebegleitungsprogrammen und Services ergänzt. Und das nicht nur in der Apotheke vor Ort, sondern auch im Internet. Denn warum soll die Apotheke dieses Feld Influencern, Online-Apotheken oder Amazon überlassen, die Pharmazie oder Medizin gar nicht studiert haben.